EM-Währungen reagieren in aller Regel auf zwei Reize besonders positiv:

  • Sinkende Zinsen im Rest der Welt bei hohen Realzinsen in EM
  • Zeiten einer Rohstoffhausse

Die gute Nachricht für alle – Die Zinsen sinken baw.

Wenn ich von sinkenden Zinsen spreche, meine ich die kurzfristigen Zinsen, die die Notenbanken direkt steuern. Bei den sehr langfristigen Zinssätzen, die für die Unternehmensfinanzierung weitgehend unbedeutend sind, erwarte ich stabile bis weiter steigende Zinsen.

Die Höhe der Schuldenlast in den westlichen Staaten (aber auch China) macht die finanzielle Repression hoch attraktiv. Die Realzinsen liegen dabei bei 0% oder negativ. Beides erleichtert den Schuldendienst der Staaten, insbesondere, wenn ein tiefes Zinsniveau dafür sorgt, dass sich die wirtschaftliche Expansion fortsetzt und die Steuereinnahmen dadurch steigen.

Für EM-Währungen, die in der Folge auch sinkende Zinssätze erfahren bedeutet das in aller Regel mehr Nachfrage nach Gütern aus dem Westen (insbesondere bei Rohstoffen). Sinkende Zinssätze führen auch in EM zu mehr privater Nachfrage und generell dynamischere Wirtschaftsentwicklung.

Besonders günstige Voraussetzungen durch geopolitischen Zwist

Viele EM sind rohstoffreich, was sie insbesondere für westliche Staaten, die über wenig Vorkommen bei Seltenen Erden verfügen attraktiv macht – ich halte das auch für den Hauptgrund der Hilfe der USA gegenüber Argentinien, das über reiche Vorkommen verfügt.

Aber auch China hat in den letzten Jahren und auch aktuell hohe Investitionen in vielen EM getätigt, um sich Zugang zu Rohstoffen zu verschaffen.

Staaten haben keine Freunde, sie haben Interessen – das kann künftig zu Belastungen führen – doch Emerging Markets könnten von diesen Zwangslagen profitieren.“

Die EM haben längst erkannt, dass sie sowohl von China als auch von westlichen Staaten zunehmend umgarnt werden. Sie wissen daher auch, dass sie ihre Bodenschätze nicht mehr billigst vergeben müssen, sondern mehr herausholen können.

Die EM werden es sich dabei mit keiner Seite vollends verscherzen wollen, sodass sich die beiden großen Blöcke immer wieder in Bieterwettstreit befinden werden, was die Preise nach oben treibt. Dieser Vorgang ist alternativlos, es sei denn, der geopolitische Wettstreit findet nicht statt – was ich mir nicht vorstellen kann, aber zumindest eine Denkvariante zur Kontrolle sein muss.

Industrieunternehmen aus Europa werden langfristig steigende Rohstoffpreise zur Kenntnis nehmen und damit umgehen müssen. Einzig bei Energiekosten bin ich optimistisch, dass diese mit zunehmender Elektrifizierung langfristig billiger werden können. Auf dem Weg zu billiger Energie muss man aber seine Überlebensfähigkeit steigern. Das bedeutet: Kostenoptimierung als Daueraufgabe und die Schaffung von Liquiditätsreserven, um beschaffungsfähig zu bleiben, wenn anderen die Luft ausgeht.

Was wir vor drei Jahren erlebt haben, könnte in den kommenden 15 Jahren eher die Norm sein als die Ausnahme. Hohe Rohstoffpreise und hohe Schwankungen bis hin zu mangelnder Verfügbarkeit, weil es schlicht nicht genug Produktion gibt (insbesondere bei Kupfer und Aluminium zu erwarten, aber auch bei Silber und Platin). Damit ist auch kostenintensiver Lageraufbau kritischer Materialien eine strategische Größe, die anders als in der Vergangenheit bedacht und vor allem finanziert werden muss.

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