Save-haven-flows sehen heute anders aus
Die Krisenherde nehmen zu und werden in Ihrer Bedeutung wichtiger.
- Der Krieg in der Ukraine ist weit davon entfernt beendet zu werden, obwohl sich eine Möglichkeit dazu im Laufe des Jahres ergeben kann
- Der Krieg Israels gegen den Iran wird kaum sehr rasch enden, auch wenn es Donald Trump lautstark verkündet.
- Die Staatsschulden steigen weiter stark an, verstärkt im unproduktiven Rüstungssektor
- Die USA sehen sich mit weiter hohen Zinsen und steigenden Ausgaben für den Zinsendienst konfrontiert
- Europa ist nur relativ weniger verschuldet als die USA und kann sich „die Ausweitung von Fiskaldefiziten“ eher leisten – Infrastrukturprojekte können dabei tatsächlich eine Investitionsphase mit sich bringen
Die USA sind mitten im Risiko aller Konflikte und dabei hoch verschuldet und zunehmend unter Druck internationale Investoren zu finden, die sich der Staatsschulden „annehmen“. Je aggressiver die USA dabei vorgehen, ihre Handelsinteressen durchzuboxen, desto schwieriger wird es werden, die Annahme von US-Schulden zu ermöglichen.
Kommt es zu einer Kapitalmarktunion in der EU?
Was der EU fehlt sind eigene Steuereinnahmen und ein geeinigter Kapitalmarkt. Für beides erwarte ich Bewegung in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts mit großen Auswirkungen für die Finanzierungsfähigkeit der EU, ihrer Mitgliedstaaten und der hiesigen Unternehmen. Der Wettstreit um Anlagekapital kann in der EU durch einen gemeinsamen Kapitalmarkt erleichtert werden, weil die EU als Ganzes einen ähnlich tiefen Anleihenmarkt und mit Abstrichen auch Aktienmarkt schaffen kann, wie die USA ihn heute haben. Dies würde zu Gunsten des Euros (und seiner Zinsen) und zu Lasten der USA und Großbritanniens ausgehen. Für Großbritannien ergäbe sich zum Ende des Jahrzehnts erhöhter Druck sich der EU noch weiter anzunähern.
Beschritte die EU diesen Weg, wäre es auch für Polen, Tschechien, Schweden und weitere Länder, die heute nicht voll integriert sind unausweichlich diesem Konstrukt beizutreten, um nicht zurückzufallen.
Der Kapitalmarkt neigt zur Effizienz
Kapitalmarktteilnehmer neigen allerdings auch dazu Trends, die nicht mehr tragfähig sind, zu reiten, bis der Trend in sich zusammenbricht. Dies kann nun erst beim USD sehr gut geschehen, weil der USD und die Staatsfinanzen der USA angeschlagen sind. Die letzten 15 Jahre waren von USD-Stärke und einer brutalen Alleinstellung der US-Aktienmärkte geprägt, während Europa, hier vor allem UK, stark hinterherhinkte und relativ schwache Börsen- und Währungsentwicklungen vs. USD die Folge waren.
Kapitalmarktteilnehmer sind feig und gierig
Es geht immer um den bestmöglichen Erhalt von anvertrautem Kapital. So ergibt es sich, dass Gier einen Trend bis zum Ende ausreizt. Die Feigheit meine ich nicht schändlich, es geziemt sich für einen Asset Manager vorausblickend und vorsichtig zu sein. Erkannte Risiken, wie ich sie oben zusammengefasst haben, lassen es heute nicht zu in überbewertete US-Assets anzulegen ohne sich Vorwürfe gefallen zu lassen, dass man das ja leicht erkennen hätte können.
Ist eine Richtung einmal eingeschlagen, bleibt es auch dabei, bis die neue Richtung wieder in einer Übertreibung übergeht – das dauert aber Jahre und führt zu starken Veränderungen.