Die letzten Wochen brachten sehr hohe Schwankungen an den internationalen Börsen und Anleihenmärkten. Langfristige Zinsen sind auf breiter Front gestiegen, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Japan. Gerade bei den Zinsen kam es in den letzten Tagen zu einer Korrektur, ebenfalls global wahrgenommen.

Zinsanstiege, wie wir sie in den letzten Wochen wahrnehmen konnten, sind ein Ausdruck für eine Funktionsstörung im Markt. Die Notenbanken haben nicht – offensichtlich – interveniert, wir können aber davon ausgehen, dass nicht mehr viel dazu gefehlt hat, dass sie auch offen eingeschritten wären.

Börsen und Anleihen schwankten stürmisch, der Devisenmarkt zeigt hohe Resilienz

Angesichts des Sturms an den Kapitalmärkten ist Yen-Stärke nicht ungewöhnlich, weil japanische Großanleger bei einem solchen Risk-Off zu den schnellsten Akteuren gehören und Assets verkaufen, um Risiken für die eigene Yen-Bilanz zu vermeiden. Dieser Prozess hat in einem ersten Schritt zu einem Anstieg des Yen in diesem Jahr von etwas mehr als 10% geführt – dies erfolgte – noch – im Gleichschritt mit dem Euro, zu dem der Yen wertstabil blieb.

Die anderen asiatischen Währungen zeigten Stabilität zum USD und nicht etwa Schwäche, wie dies in einem „perfekten Sturm“ eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Bei Börsen-Sell-Offs haben der Baht oder der Ringgit in der Vergangenheit Schwäche gezeigt. Dies ist vermutlich das Besondere an der heutigen Situation, dass jahrzehntelange Korrelationen brechen. Dies ist ein Indiz für einen grundlegenden Wandel im System, die politischen Spannungen, die heute zu verzeichnen sind, sind nur Ausdruck des ohnehin stattfindenden Wandels.

Es ist nicht unbekannt, dass Asien über eine wachsende, junge und fleißige Bevölkerung verfügt, die auf Basis dieser Eigenschaften Wohlstandsgewinne verzeichnet und steigendes Selbstvertrauen.

Die Asiaten nehmen sich nicht mehr als dem Westen unterlegen wahr. Sie streben in sich und politisch nach mehr Autonomie und Selbstbestimmung.

Die Vorgehensweise Trumps, allen Ländern und auch jenen in Asien, sehr hohe Zölle vorzuschreiben, ist vermutlich nur ein Versuch, diese Entwicklung der Verselbständigung zu verlangsamen und die noch sehr viel kleineren Volkswirtschaften in ein Beziehungsgeflecht einzubinden. Die ASEAN hat in den letzten Jahren immer mehr Handel untereinander getrieben und auch seine Handelsbeziehungen zu China stark ausgedehnt, sodass China heute mehr Handelsvolumen mit Asiens Volkswirtschaften hat als die USA.

Auch die Integration der ASEAN ist für die USA keine attraktive Entwicklung. Wie man an den Kommentaren Trumps über die EU ableiten kann, ist jede Form der Verständigung, die den Einfluss der USA reduziert, ein Angriff auf die USA. Dies ist geostrategisch nicht einmal falsch, so wie die Administration Trump dies angeht – Totalangriff mit dem Bulldozer – wird dies in Asien mehr Widerstand auslösen als Interesse.

Zur Wahrung des eigenen Ansehens

Es ist schon fast belustigend, wie die USA versuchen, ein Bild zu zeichnen, dass China genötigt sei, einen Deal mit den USA zu suchen. Die Verhängung von 20 % Zöllen hat China noch kommentarlos weggelächelt. Die Erhöhung um weitere 34 % war ein Schlag ins Gesicht, dem Xi Jinping vollständig begegnen musste, jedoch wollte er sein Gesicht nicht verlieren (gegenüber seinem Kader und dem Volk). Die Eskalation auf nun 145 % wechselseitiger Zölle bestätigt dies. Die USA werden lange drauf warten können, dass China um Verhandlungen fleht, das wird nicht erfolgen – es wird spannend, wie die USA damit umgehen werden. So wie es China ergeht, nehmen es wohl auch die anderen Staaten Asiens wahr, die mit Zöllen bis 50 % konfrontiert werden. Angesichts der starken Handelsbeziehungen mit China ist es unwahrscheinlich, dass Vietnam oder Malaysien sich von China abwenden, um mit den USA in gutem Einvernehmen zu stehen. Auch hier geht es um die Wahrung des eigenen Ansehens vor dem eigenen Volk, das in vielen Staaten Asiens eine große – und leistungsfähige – chinesische Minderheit aufweist.

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