In der letzten Ausgabe vom 2. April warnte ich vor einem Einbruch an den Börsen und Emerging Market Währungen. Dass Zölle kommen würden, war klar, was Trump als reziproke Zölle vorstellte war aber ein Schock für die Kapitalmarktteilnehmer und auch etwas überraschend für mich, wenn ich auch mit einer harten Linie gerechnet hatte, so doch nicht mit einer derart hanebüchenen Vorstellung.

Leider ist nicht damit zu rechnen, dass Trump von seiner grundsätzlich harten Linie abweichen wird. Es dürfte aber auch ihn beeindruckt haben, wie stark die Börsen fielen und die Zinsen gleichzeitig anstiegen. Vor allem der Zinsanstieg für Anleihenzinsen könnte ein Problem werden. Sowohl für Emerging Markets, deren Zinsen sehr sensibel auf Zinsanstiege in den USA reagieren, aber auch für die USA selbst wo heuer fast ein Drittel aller emittierten Anleihen ausläuft. Ein Drittel des Jahres ist schon vorbei und die Refinanzierung von Anleihen, die bislang mit knapp 2% verzinst gewesen waren ist nun mit über 4% durchzuführen. Dies erhöht die Zinsbelastung der USA weiter und wenn die Anleihenzinsen nicht bald sinken, kommt es für Bessent und Trump zur Verletzung des selbstgesteckten Zieles, die Verschuldungslast der USA zu senken.

Es ist schwer aus der Ecke des Handelskriegers herauszutreten, wenn man auch mit Überzeugung darin steckt.

Die Weltwirtschaft kommt außer Tritt

Die Unsicherheit, die von den USA ausgeht, wird die Weltwirtschaft beeinträchtigen. Vor allem der Streit mit China wird die Lieferketten global belasten. Aus China wird kaum noch etwas in Richtung USA exportiert, was dort beginnend im Verlauf des Mai zu Versorgungsproblemen mit vielen Vorprodukten führen wird. Zwar scheint Gesprächsbereitschaft vor allem auf Seiten der USA zu wachsen, doch rechne ich nicht mit einem baldigen Ergebnis der Gespräche, weil China nach wie vor die Abkehr von den Handelsbarrieren fordert, bevor es in Gespräche eintreten will.

Es ist weiter mit höherer Volatilität zu rechnen

Erträge aus Emerging Markets werden in den kommenden Wochen und Monaten mehrfach unter Druck geraten können. Emerging Markt Währungen reagieren auf höhere US-Anleihenzinsen. Endet der Streit mit China nicht bald, ist es möglich, dass die USA mit einer weiteren Welle an Zinsanstiegen konfrontiert werden. Dies ist besonders dann stark belastend, wenn sich der wirtschaftliche Rückgang aus dem Q1 auch im Q2 verfestigt und die USA damit dann auch in Rezession fallen. Dies wäre eine Belastung für die Börsen, die Anleihenzinsen (wegen sinkender Steuereinnahmen bei steigenden Staatsausgaben) und den USD. Die Schwäche des USD gegenüber den Majors-Währungen (EUR, JPY, CHF, GBP) könnte dabei recht ausgeprägt sein.

Gegenüber Emerging Market Währungen muss der USD nicht deutlich schwächer gehen, sie könnten sich je nach Gemengelage der Gesamtentwicklung zum USD leicht stärken oder stark fallen. Zum Euro rechne ich für Emerging Markets 2025 mit einer neuerlichen und vermutlich deutlich forcierten Abwertung, was angesichts relativ hoher Zinsunter schiede die Bereitschaft zu Sicherungsgeschäften hochhalten sollte. Es ist aber auch sinn voll, jetzt schon darüber nachzudenken, Sicherungsgeschäfte zu beenden, wenn sich innerhalb des Sicherungshorizontes eine Möglichkeit ergibt, diese ertragreich zu beenden, wenn eine Fortsetzung einer Abwertungsbewegung soweit fortgeschritten wäre, dass sie nicht mehr wahrscheinlich ist.

Dies hat nichts mit Spekulation zu tun – es ist Risikomanagement auf Basis von Fakten, die es zu erkennen, wahrzunehmen und zu respektieren gilt.

Risikoschutz ist im kommenden halben Jahr vordergründig wichtig. Der Schutz der Liquidität bei Schlagendwerden des Risikos sollte es aber auch sein.

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