Seit die US-Notenbank (FED) vor drei Jahren begann, die Zinsen anzuheben, schien eine Rezession unvermeidlich. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sprachen dafür: Die schnellsten und stärksten Zinsanhebungen seit über 40 Jahren und ein anhaltender Krieg in der Ukraine, der die Energiepreise weltweit ansteigen ließ. Viele Analysten, mich eingeschlossen, erwarteten, dass diese Kombination von Zinserhöhungen und geopolitischen Spannungen zu einem wirtschaftlichen Abschwung führen würde.

Warum die Rezession ausblieb

Im Herbst 2021 rechnete ich noch mit einer nahenden Rezession, die durch Liquiditätsverknappung, Zinserhöhungen und „Quantitative Tightening“ ausgelöst werden könnte. Doch bereits Anfang 2022 zeigte sich ein anderes Bild: Die Liquidität blieb hoch, vor allem dank der expansiven Geldpolitik der Bank of Japan und der umfassenden Fiskalpakete der US-Regierung. Diese stimulierten nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern sorgten auch dafür, dass die Börsen weiter zulegten.

Unter diesen Bedingungen konnte es in den USA zu keiner Rezession kommen. Und die Zeichen bleiben weiterhin positiv.

Zinssenkungen als nächster Schritt

Die FED überraschte im September 2024 mit einem Zinssenkungsschritt um 0,5 Prozentpunkte. Bessere Konjunkturaussichten und solide Arbeitsmarktzahlen dämpfen zwar die Erwartungen an große, schnelle Zinssenkungen, doch angesichts der aktuellen Inflationszahlen von unter 3 % sind moderate Zinssenkungen weiterhin angebracht. Ich gehe davon aus, dass die US-Zinsen im kommenden Jahr im kurzfristigen Bereich auf 3,5 % sinken könnten.

Demografischer Wandel stärkt den Konsum

Ein wesentlicher Faktor, warum die USA einer Rezession entgangen sind, liegt im demografischen Wandel. Die Babyboomer-Generation geht zunehmend in Rente und bringt gewaltige Kapitalanlagen in Immobilien, Aktien, Anleihen und Spareinlagen mit, die sich auf rund 74.000 Milliarden US-Dollar belaufen. Diese Kapitalreserven bieten eine finanzielle Sicherheit, die unabhängig vom Arbeitsmarkt besteht.

Während junge Menschen traditionell stärker von ihrem Arbeitseinkommen abhängig sind und in wirtschaftlichen Unsicherheiten weniger konsumieren, haben viele Babyboomer ihre Vermögenswerte abgesichert und tragen weiter zum Konsum bei. Dadurch bleibt die Konsumnachfrage hoch, auch wenn die Sparquote sinkt. Diese Generation ist es, die den Konsum in den USA stabil hält, da sie nicht weiter sparen, sondern vermehrt ausgeben.

Ausblick: Positive Signale für die Wirtschaft

Der amerikanische Konsument bleibt also robust, insbesondere dank der Babyboomer. Gleichzeitig werden sinkende Zinsen dazu beitragen, dass Immobilienpreise stabil bleiben oder sogar weiter steigen, während auch die Aktienmärkte weiteres Kurspotenzial entfalten könnten. Auf mittlere Sicht ist kein Zusammenbruch der Kapitalmärkte zu erwarten, was bedeutet, dass der Konsum weiterhin eine tragende Säule der US-Wirtschaft bleiben wird.

Kurz gesagt: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA bleiben günstig. Weder Zinserhöhungen noch geopolitische Spannungen konnten die amerikanische Wirtschaft in die Knie zwingen, und es sieht so aus, als ob die Stärke des Konsums auch in Zukunft anhalten wird. Zinssenkungen werden dem Ganzen zusätzlichen Auftrieb verleihen und dafür sorgen, dass die wirtschaftliche Erholung weiter Fahrt aufnimmt.

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