Hohe Zölle gegen die EU könnten mehr Schwankungen auslösen

Die Politik der Administration Trump 2.0 löst viel Unsicherheit aus. Interessanterweise hat die Ankündigung eines Zollsatzes von 50% gegen die EU nicht zu einer massiven Euro-Schwäche geführt, sondern im Gegenteil den USD geschwächt. Angesichts hoher Überschüsse der EU-Staaten im Güterverkehr mag dies verwundern, doch ist die US-Wirtschaft ebenfalls verwundbar, weil sie unter Berücksichtigung der Dienstleistungen bei weitem nicht so viel Defizit im Handel mit der EU hat, wie Donald Trump poltert.

Die EU wird unter Druck einiger

Trump hat sich immer wieder darüber verärgert geäußert, dass die EU mit dem Ziel gegründet wurde, die USA zu schwächen. Dies ist im Kern nicht einmal falsch, aber die Stoßrichtung war viel eher ein Gegengewicht zu zunehmender Stärker der USA zu formen, um zu verhindern, dass ein einzelner „sehr kleiner europäischer Staat“ vollkommen unter die Räder gerät. Zudem sollte Europa im Handel untereinander weniger Abhängigkeit vom Außenhandel entwickeln, was bislang nicht gelungen ist. Die EU hat bei allen Krisen der letzten 30 Jahre gezeigt, dass sie im Krisenmodus erstaunlich gut funktioniert. Je stärker Trump Druck ausübt, desto eher wird die EU neuerlich mit einer Stimme sprechen. Selbst die EU-kritischen eher rechts gerichteten Parteien Europas in Frankreich und Deutschland werden kaum verkennen, dass es besser ist, mit der ungeliebten EU vorlieb zu nehmen, als allein dem Druck der USA standhalten zu müssen.

Der Druck der USA wird tendenziell wachsen

Es ist, wie ich denke, nicht zu verhindern, dass die USA gegenüber dem Ausland verhärten wird, aufgrund ihrer Schuldenprobleme und der zunehmenden Abneigung des Auslands US-Bonds zu zeichnen. Donald Trump ist nur der erste Präsident, der sich mit Nachdruck wehrt. Nach innen wird es schwer zu vermitteln sein, dass jahrzehntelange Misswirtschaft aller Präsidenten und Parteien dazu geführt hat, dass die USA zu hohe Schulden hat und dabei immer abhängiger von Ausländern geworden ist. Das Problem löst sich nicht von alleine und wird dazu führen, dass auch nachfolgenden US-Politiker lieber dem Ausland Schuld zuweisen, als die eigene Beteiligung an den Problemen und deren Lösung hervorzuheben.

Für die Majors steht eine mehrfache Belastung bevor

Die USA werden versuchen, einen Teil ihrer hohen Defizite dadurch zu decken, dass sie Zölle verhängen, die dazu führen sollen, dass ausländische Produzenten zumindest einen größeren Teil der Kosten dieser Zölle übernehmen. Das Problem der USA ist dabei, dass sie im Unterschied zur Lage im 19. Jahrhundert nicht in der Lage ist, die eigene Bevölkerung mit allen Waren zu versorgen, sodass Importe notwendig sind und diese deshalb einfach teurer werden, weil die Zölle weitergegeben werden können. Dies verschärft aber die Grundproblematik der USA, weil höhere Preise höhere Zinsen nach sich ziehen und dies die Staatsverschuldung nochmals verschärft, was wiederum das Aggressionspotential der USA erhöht. Schlussendlich wird sich der Konflikt am wahrscheinlichsten bei dem Ventil entladen, das am einfachsten bereitsteht: Am Devisenmarkt in Form einer breiten und starken Abwertung des USD. Dass Präsident Trump dies als wünschenswert erachtet ist bekannt. Dass es letztlich am ehesten auf der Ebene geschieht, dass US-Unternehmen „gleich günstig“ produzieren können, wie Ausländer ist nachvollziehbar.

Bei der Produktion sind die USA überhaupt nicht produktiv

Die Ursache für die Auslagerung von Produktionen ins Ausland lag darin, dass die USA nicht gleichwertig und gleich günstig zu produzieren imstande waren. Um im Geschäft zu bleiben, haben US-Unternehmen die Produktion daher ausgelagert. An der Unfähigkeit zur kostengünstigen Produktion in den USA hat sich nichts geändert. Das Ausland und die EU werden weiterhin effizienter produzieren. Die Leidensstrecke kann aber lange dauern.

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