Strohfeuer oder Ende eines langen Aufwärtstrends?
Ich wurde in den letzten Jahren nicht müde, die Euro-Schwäche gegenüber dem USD auch in den Kontext damit zu stellen, dass die USD-Stärke nicht bei Euro Halt machte, sondern sich auch gegenüber den Majors und den asiatischen Währungen zeigte. Selbstverständlich tendierten auch Emerging Markets schwächer zum USD.
Das Zeitalter übergroßer USD-Stärke ist vorbei
Wie immer am Ende eines langen anhaltenden Trends ist sein Ende kaum zu glauben. Wenn wir uns die Entwicklung des letzten halben Jahres ansehen, ist aber sichtbar, dass die seit der Finanzkrise 2008/2009 anhaltende USD-Stärke geendet hat. Ein wichtiger Teil der USD-Stärke war gewesen, dass ungesicherte Wertpapierpositionen im US-Markt erworben wurden. Anleger profitierten davon doppelt: Von der guten Performance des Marktes und vom starken USD.
Die Erholung der Börsen nach dem 9. April bis heute zeigt, dass diese die Indizes wieder vollständig nach oben gezogen hat, der USD aber nach einem kurzen Aufflackern in seinem am Jahresbeginn begonnenen Abwärtstrend fortfährt.
Der USD genießt nicht mehr uneingeschränktes Vertrauen
Diese Aussage ist aus der Entwicklung klar abzulesen. Wenn Ausländer wieder US-Aktien oder Anleihen kaufen, tun sie das in Verbindung mit einer Währungssicherung, wobei ich davon ausgehe, dass Ausländer sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien nicht so stark zugegriffen haben, wie US-Anleger.
Die Stabilisierung ist ein vorübergehendes Phänomen
Bei allem Optimismus, der schon wieder herrscht, muss man klar sagen, dass dieser auf Sand gebaut ist. Die Handelsdiskussionen mit China und der EU sind alles andere als geklärt.
Die USA wollen auch mit Nachdruck verhindern, dass andere Länder Regeln für die US-Unter nehmen festlegen, die diese „benachteiligen“. Dies wird Handelsabkommen zusätzlich er schweren. Für die USA ist ein „ungehinderter Zugang“ der Digital-Giganten zum Europa-Markt wichtig, weil sie in China ohnehin unerwünscht sind. Weltweit stehen US-Unternehmen zunehmend im Wettbewerb mit chinesischen Anbietern und bieten dabei zum größten Teil keinen erkennbaren Mehrwert.
Asiatische Staaten erkennen in den USA zunehmend eine Belastung
Es würde mich keineswegs wundern, wenn die grobe und unzuverlässige Vorgehensweise der Administration Trump 2.0 in Asien als abstoßend und unfair empfunden würde. Trump nimmt billigend zur Kenntnis, dass Asien sich stärker auf sich selbst fokussiert und zunehmend in die Arme Chinas getrieben wird, welches für die meisten asiatischen Staaten ohnehin bereits der wichtigste Handelspartner ist.
Wäre ich China – ich würde den Kapitalmarkt öffnen
Die USA sind bei weitem verletzlicher als wir denken. Die Hauptursache für die Schwäche der USA ist ihre Abhängigkeit vom Zustrom ausländischen Kapitals. Dieses kommt vorwiegend von den Handelspartnern, die Überschüsse mit den USA erzielt haben und heute auf gigantischen Vermögen in den USA sitzen. Ausländer halten gut 25% des US-Aktienmarktes und fast ein Drittel der US-Anleihen. Das Problem der USA ist, dass Schulden zu machen bei tiefen Zinsen zu einfach war und dummerweise mit sehr kurzen Laufzeiten betrieben wurde. Dies rächt sich heute bei höheren (nicht hohen!!!) Zinsen. Zinszahlungen fließen nun ins Ausland, das gleich zeitig immer weniger Lust hat, bei vergleichsweise niedrigen Zinsen (verglichen mit dem steigenden Risiko) noch mehr Anleihen zu erwerben. Die Aussicht zum Kauf genötigt zu werden, wird nicht gut ankommen.
Wenn China in diese ungustiöse Politik der USA mit einer Öffnung seines Kapitalmarktes kontern würde, wäre eine deutliche Schwächung der Nachfrage nach US-Assets sehr wahrscheinlich. Damit wäre es auch um die Stärke des USD endgültig geschehen, mit dramatischen Folgen für das westliche Finanzsystem.