Im Vorfeld der anstehenden US-Präsidentschaftswahlen zeichnen sich für die globalen Finanzmärkte unsichere Zeiten ab. Historisch gesehen haben enge und umstrittene Wahlergebnisse zu erhöhter Volatilität geführt. Diese Unsicherheit wirkt sich nicht nur auf den US-Dollar aus, sondern hat auch Einfluss auf Währungen in den Schwellenländern, insbesondere auf den brasilianischen Real (BRL) und den mexikanischen Peso (MXN).

Schwäche bei Real und Peso – Auflösung von Carry Trades

Der BRL und der MXN zählten 2023 zu den stärksten Währungen der Welt. Doch im Jahr 2024 haben beide Währungen den Großteil ihrer Gewinne wieder abgegeben. Dies ist auf die Auflösung von Carry Trades zurückzuführen, bei denen Investoren hohe Zinserträge in Schwellenländern nutzten, um von den relativ hohen Realzinsen zu profitieren.

Besonders beim BRL zeigte sich in letzter Zeit eine weitere Abschwächung. Während der japanische Yen sich zuletzt wieder schwächte, konnten MXN und BRL von dieser Entwicklung nicht profitieren. Dennoch sind beide Währungen aufgrund der positiven Handels- und Leistungsbilanzen längerfristig nicht stark gefährdet.

Erstaunliche Stabilität der indischen Rupie

Die indische Rupie (INR) hat sich in den letzten fünf Jahren durch relative Stabilität gegenüber dem USD ausgezeichnet. Diese Entwicklung ist angesichts des beeindruckenden Wirtschaftswachstums Indiens bemerkenswert. Allerdings gelingt es dem Land nicht, seine strukturellen Handels- und Leistungsbilanzdefizite zu beheben, was die INR weiterhin unter Druck setzt. Trotz dieser Schwäche erscheint die Währung stabiler, als man bei den bestehenden wirtschaftlichen Herausforderungen erwarten würde.

Einfluss der US-Wahlen auf die Volatilität

Seit der Jahrtausendwende waren US-Präsidentschaftswahlen wiederholt von engen und teils umstrittenen Ergebnissen geprägt. Diese politischen Unsicherheiten könnten auch dieses Jahr die Volatilität in den Finanzmärkten erhöhen. Dass Volkswirtschaften, die sich in den letzten Jahren stabilisiert haben, unter dem Druck einer Währung wie dem USD stehen, deren politisches System fragil wirkt, erscheint paradox. Es erklärt jedoch die Bestrebungen von BRIC-Staaten, sich von der Dominanz und den Schwankungen des USD unabhängiger zu machen.

Diese Unabhängigkeitsbestrebungen sind nicht als Abkehr vom Westen zu interpretieren, sondern vielmehr als Versuch, die eigene Resilienz gegenüber externen Schocks zu stärken. Eine klare Entwicklung der US-Wahl könnte jedoch zu einer Aufwertung der Währungen wie dem BRL und dem MXN führen, die in den letzten Monaten unter Druck standen.

Langfristige Perspektive: Abnehmender Einfluss westlicher Wahlergebnisse

Ein bemerkenswertes Ereignis dieses Sommers war die Stärke asiatischer Währungen im Kontext einer wesentlichen Börsenkorrektur. Dies könnte ein Vorbote für eine „neue Normalität“ sein, bei der westliche Anlagekapitalströme an Bedeutung verlieren und der Kapitalstock innerhalb Asiens stärker verbleibt. Dies wäre ein bedeutender Trend, der die Rolle des USD und anderer westlicher Währungen auf lange Sicht schwächen könnte.

Europa hat bereits Anzeichen von wirtschaftlicher Erstarrung gezeigt. Die USA, deren Wirtschaftsmodell stark auf Fiskaldefiziten basiert, könnten vor noch größeren Herausforderungen stehen. Massive Handels- und Leistungsbilanzdefizite, die zuletzt sprunghaft angestiegen sind, könnten in Kombination mit politischen Unsicherheiten den USD langfristig unter Druck setzen.

Die anstehenden Wahlen könnten daher nicht nur kurzfristige Volatilität verursachen, sondern auch langfristige Veränderungen in der globalen Wirtschafts- und Finanzarchitektur einleiten. Emerging Markets, insbesondere asiatische Volkswirtschaften, könnten hiervon in Form von erhöhter Stabilität und stärkerer innerer Kapitalbindung profitieren.