Die aktuelle wirtschaftspolitische Situation in den USA zeichnet sich durch ein spannendes Spannungsfeld aus Wachstum, Inflationserwartungen und einer sehr  starken Währung aus. Der US-Dollar (USD) erlebt eine Stärke, die weitreichende Auswirkungen auf globale Märkte, die Kreditlandschaft und die Investitionsbereitschaft hat. Im Fokus stehen dabei die fiskalischen und handelspolitischen Entscheidungen der Regierung unter Donald Trump sowie die geldpolitischen Eingriffe der Federal Reserve (FED).

Zinspolitik und Marktreaktionen: Ein Drahtseilakt

Die Federal Reserve senkte im Dezember die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte, betonte jedoch gleichzeitig, dass weitere Zinssenkungen für 2025 unwahrscheinlich seien. Diese Aussage wurde von den Märkten zunächst skeptisch aufgenommen, bevor das hohe Wirtschaftswachstum und die fiskalische Stimulierung den Risikoappetit wiederbelebten. Es bleibt abzuwarten, ob die FED in einem Umfeld weiterhin niedriger Inflation und solider Konsumausgaben Spielraum für geldpolitische Anpassungen findet.

Interessanterweise deutet die FED an, dass Inflation nicht dauerhaft ausgeschlossen werden kann – eine Einschätzung, die im Kontext der protektionistischen Zölle der Trump-Regierung relevant ist. Zölle, die ursprünglich den US-Markt stärken sollten, könnten sich über Umwege als Preistreiber entpuppen.

Die globale Dimension der USD-Stärke

Die Stärke des USD hat massive Auswirkungen auf Staaten und Unternehmen, die in USD verschuldet sind. Ein steigender USD verteuert ihre Kreditlast und kann kurzfristig zu Bilanzproblemen führen, insbesondere wenn Einnahmen in anderen Währungen nicht ausreichen, um die Kredithöhe kurzfristig zu decken. Langfristig bleibt die Belastung zwar oftmals tragfähig, aber die Kreditfähigkeit und Ratings dieser Akteure können leiden. Die Folge sind höhere Zinsaufschläge und eine reduzierte Investitionsbereitschaft – ein Teufelskreis, der vor allem in Schwellenländern zu spüren ist.

Die Stärke des USD wirkt ähnlich einer Liquiditätskontraktion und hemmt das Wirtschaftswachstum außerhalb der USA.

Mit einer weiteren Aufwertung des USD ist zu rechnen, was die wirtschaftliche Entwicklung außerhalb der USA im ersten Halbjahr 2025 zusätzlich bremsen könnte.

Die von Trump forcierten Zölle verstärken diesen Effekt und bringen US-Unternehmen dazu, Lagerbestände aufzubauen, um Zollerhöhungen auszuweichen.

Handelsbilanz und Wettbewerbsfähigkeit: Ein Balanceakt

Ein starker USD belastet die Exportaktivitäten der USA. Importe werden durch die stärkere Währung günstiger, was das Handelsbilanzdefizit weiter verschärfen könnte. Das ohnehin hohe Defizit wird dadurch nochmals ausgeweitet. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie die Regierung diesem Trend entgegenwirken kann. Ein “Mar-a-Lago-Accord” ähnlich des Plaza-Abkommens könnte ein Ansatz sein, um die USD-Stärke zu bremsen und so den Teufelskreis aus Handelsdefizit und wirtschaftlicher Disparität zu durchbrechen.

Die paradoxe Schuldenlage der USA

Ein weiterer bemerkenswerter Punkt ist die Zinspolitik der USA im Vergleich zu anderen Ländern. Trotz ihrer Funktion als Emittent der global dominierenden Währung zahlen die USA für ihre 10-jährigen Anleihen aktuell 4,63 Prozent Zinsen, während China im Dezember eine Anleihe in USD mit nur 2 Prozent verzinste. Dieser Unterschied spiegelt das tatsächliche Risiko der Bonität der USA besser wider, als jede abstrakte Überlegung. Der bessere Schuldner zahlt weniger Zinsen. Eine solche Diskrepanz wirft langfristig Fragen nach der Nachhaltigkeit der US-Staatsverschuldung auf.

Fazit: Politischer Handlungsbedarf und globale Perspektiven

Die Stärke des USD ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits beflügelt sie die Position der USA im globalen Wettbewerb, andererseits birgt sie erhebliche Risiken für die eigene Exportwirtschaft und die globale Finanzstabilität. Die Regierung unter Donald Trump steht vor der Herausforderung, diesen Balanceakt zu meistern und eine nachhaltige Lösung für die wirtschaftspolitischen Spannungsfelder zu finden. Ein koordiniertes internationales Vorgehen könnte der Schlüssel sein, um den negativen Folgen der USD-Stärke zu begegnen und den globalen Handel zu stabilisieren.

Ein starker USD mag kurzfristig Vorteile bringen, doch langfristig bedarf es strategischer Entscheidungen, um die wirtschaftliche Dynamik der USA und der Welt im Gleichgewicht zu halten.

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