Die Unsicherheit für die EU und CEE steigt
Das Gute an der aktuellen amerikanischen Politik ist, dass sie auf ein Ende des Kriegs in der Ukraine hinarbeitet. Es sind vermutlich 750.000 Menschen gestorben, die meisten davon Russen, aber es ist ein unglaublicher Aderlass.
Die Motivation der Amerikaner ist weniger erfreulich. Das menschliche Leid ist es nicht und auch die territoriale Integrität der Ukraine ist es nicht.
Die USA wollen die Kosten des Krieges nicht mehr (mittragen – Trump überhöht dabei den pekuniären Aufwand der USA massiv, der deutlich geringer ist als jener der europäischen Staatengemeinschaft – aber Fakten interessieren nicht).
Zudem hat Trump eines richtig erkannt – es ist schädlich, auch für den Anspruch der USA, die führende Nation zu sein und zu bleiben, wenn Russland in einseitige Umarmung mit China entlassen wird.
Ich halte es für einen schweren Fehler der europäischen Politik, dass Russland nicht bereits um die Jahrtausendwende umgarnt wurde. Eine Aufnahme in die EU wäre damals vermutlich auch Putin recht gewesen und die Entwicklung danach hätte Europa erspart bleiben können. Eigentlich unvorstellbar, was es bedeuten würde, wäre Russland heute Teil der EU. Zugang zu Rohstoffen und ein unglaublicher Zugewinn an Sicherheit hätten daraus entstehen können. Damals haben die Amerikaner massiv daran mitgewirkt, dass es dazu bestimmt nicht kommt, weil Europa gemeinsam mit Russland eine Bedrohung für die USA geworden wäre. Heute umgarnt Trump Russland aus zwei Gründen:
Er will Russland von China abnabeln, was gar nicht so schwer ist, weil China für Russland wirtschaftlich, technologisch wie auch militärisch ein bedrohliches Übergewicht hat.
Trumps Politik ist inflationär – das einzige, das ihm hilft, dieser Wirkung entgegenzuwirken, sind niedrige Energiepreise. Russlands Energieangebot dauerhaft vom westlichen Markt fernzuhalten stört dieses Ziel.
Es ist absehbar, dass Israel auch im Sinne der USA den für viele Aggressionen im Nahen Osten verantwortlichen Iran angreifen wird – mit wohlwollender Duldung aus Saudi-Arabien, dem der Iran ebenfalls ein Dorn im Auge ist. Iran ist nicht der größte Player bei Öl und Gas – ein Konflikt würde aber die Ölpreise nach oben treiben können, weshalb die Rückkehr Russlands an den Markt auch zeitlich die Voraussetzung bietet, um im Iran eine Regimeänderung zu erzwingen. In den allgemeinen Medien ist davon heute kaum die Rede, aber jene Medien, die sich darüber Gedanken machen, haben einen Punkt.
CEE – Währungen können von schwächerem USD profitieren
Es ist mir erstmals vor 20 Jahren aufgefallen, dass der Zloty zum Euro schwach geht, wenn der Euro zum USD schwächer geht (der Zloty zum USD also sehr schwach ist). Genauso aber wird der Zloty fester, wenn der Euro zum USD zulegen kann. Dies haben wir in den letzten Wochen wieder feststellen können. Dieser Zusammenhang gilt eingeschränkt auch für den Forint, nur wenig aber für die CZK.
EUR/USD hat kurzfristig „Luft“ bis 1,11 EUR/USD, danach ist eine Konsolidierung zu erwarten, die zeitlich mit einer aggressiven Handelspolitik der USA zusammenfallen wird. In den Herbst hinein ist eine Korrektur möglich, dann sollte aber sichtbar geworden sein, wie ernst es den USA mit einem Mar-o-Lago-Accord wirklich ist, den Scott Bessent vor einigen Monaten als Lösung präsentiert hatte, um das Handelsbilanzdefizit der USA abzubauen.
Ich gehe davon aus, dass die CEE-Währungen bald einen vorläufigen Peak erreichen und erst im Herbst – möglicherweise – weiter fest tendieren.