Sieht man von den fortwährenden Drohnen-Zwischenfällen ab, ist es von wirtschaftlicher Seite eher zu erwarten, dass die Ausgangslage für CEE-Währungen für die kommenden Monate und weit ins Jahr 2026 positiv bleibt. Positiv ist, dass die eher großen Lohnsteigerungen den Konsum stützen, die Inflation, die mittlerweile gesunken ist, dabei aber auf leicht erhöhtem Niveau belässt, was den Notenbanken weitere Zinssenkungen erschwert. Proportional hohe Zinsen halten die Währungen dabei stabil – solange die Zinsen über der Inflationsrate bleiben.
Zusätzlich ist wirksam, dass die CEE-Währungen von angelsächsischen Investoren überwiegend als chancenreich gesehen werden, weil die Realrenditen positiv sind und der USD auf absehbare Zeit in Richtung negativer Realrenditen driftet. Es genügt wenig Anlagekapital, um CEE-Währungen positiv zu beeinflussen (wenn dies auch nicht positiv für die produzierenden Unternehmen in diesen Ländern ist).
Unterschätzte Währungseffekte
Neben direkten Währungseffekten, die jedes Unternehmen in den Griff zu bekommen trachtet, gibt es auch indirekte Währungseffekte, die das Verhalten von Vertragspartnern beeinflussen, mit denen man Geschäfte macht. Es mag für den Verarbeiter von Teilprodukten irrelevant sein, wie sich der USD verhält, weil er nicht direkt in die USA exportiert. Seine Kosten sind aber relevant für den Abnehmer des Zwischenproduktes, der diesem direkten Druck, der sich aus der Abwertung des USD ergibt, steht und seinerseits Druck ausüben wird, seine Einkaufskosten zu senken.
Das Problem, das Unternehmen dabei haben besteht darin, dass die Margen Schwindsucht bekommen, ohne dass es eine direkte Verbindung zwischen dem Problem und einer Lösung gibt und damit allfällige Überlegungen schon dadurch blockiert werden, dass sie als spekulativ abgestempelt werden.
Ich teile die Ansicht, dass es über lange Strecken spekulativ erscheint. Ich denke aber, es ist manchmal auch nur ignorant, so zu tun, als gäbe es bestimmte Entwicklungen nicht.
Die Welt ist heute in multipler Veränderlichkeit begriffen
Immer mehr Staaten setzen Interessen durch oder versuchen es mit Verve.
AI verändert viele Prozesse und wird zu einem veränderten Umgang mit Arbeitskräften führen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Vielfalt an Veränderungen disruptive Ereignisse auslösen werden, auf die es gilt, angemessen zu reagieren. Dies ist aber nur dann möglich, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind:
- Es gibt genug freien Cashflow, um notwendige Puffer zu haben, um Durststrecken zu überwinden oder rechtzeitig (spekulative) Gegenmaßnahmen einzuleiten, um günstige Situationen so lange wie möglich in die Zukunft zu übertragen
- Prozesse als Leitgedanken, die in den letzten 15 Jahren aufgesetzt wurden, heute auf Herz und Nieren zu prüfen und angesichts anderer Voraussetzungen auch zu einem guten Teil zu verwerfen
Wichtig erscheint mir auch festzustellen, dass die Währungs- und Zinsveränderungen in den letzten 15 Jahren ungewöhnlich milde waren, im Vergleich zu den vorangegangenen 40 Jahren. Es wird die Ergebnisse bei Währungssicherungen insgesamt instabiler machen, wenn wir uns, wie ich erwarte, wieder stärker in volatile Zeiten bewegen. Wir erleben heute mehr Unsicherheit als früher und weniger Gestaltungs- und Unterstützungsmöglichkeit durch den Staat.
Es ziemt sich für Unternehmer, dies als Tatsache zur Kenntnis zu nehmen und vorwärtszudenken. Jene, die das tun und sich selbst keine Scheuklappen aufsetzen, werden in solchen Zeiten sehr erfolgreich agieren. Weil auch Fehler, bewusst wahrgenommen und korrigiert werden können.