Der letzte Monat brachte einige Aufregung rund um die Preisentwicklung von Crypto Assets, die schwer an Wert verloren. Auch die internationalen Börsen haben sich in den letzten Wochen von ihren Höchstniveaus entfernt. Auch hier hörte man vermehrt Bedenken zur steigenden Wahrscheinlichkeit für einen Börseneinbruch.

Ich muss mich wundern

In der Vergangenheit gab es keinen Börsencrash, ohne dass zuvor die Liquidität eingeschränkt worden wäre. Meist brauchte es deutlich Zinserhöhungen, um dies zu bewirken. Kurios ist, dass wir 2025 mit einer Reiher von Zinssenkungen konfrontiert waren, die sich zum Teil 2026 fortsetzen werden.

Quantitative Tightening hätte die Liquidität belasten können, wurde aber bei weitem überflügelt von größeren Fiskalpaketen, sinkenden Zinsen, gesteigertem Risikoappetit und höheren Bankkrediten. Insgesamt hat sich die globale Geldmenge M2 im letzten Jahr um 10.000 Mrd. USD erhöht, was in etwa dem Wertanstieg von Gold in den letzten beiden Jahren entspricht.

Emerging Markets waren zuletzt resilient

Gäbe es eine Risk Off Situation zu befürchten, würden Emerging Markets gnadenlos in Verkauf geraten. Bislang ist davon nichts zu spüren. Die meisten EM-Währungen konnten in den letzten Wochen trotz Unruhe an den Kapitalmärkten relativ konstant bleiben. Das Makro-Bild für die Länder ist nach wie vor günstig. Die Zinssenkungen in den USA sind für die meisten EM-Währungen von Vorteil und einige Notenbanken in Indien und Indonesien etwa senken die Zinsen bereits. Dies passt dabei zu den niedrigen Inflationsraten in diesen Ländern.

Der zunehmende Rohstoffhunger im Westen wird die Nachfrage nach Produkten der Emerging Markets steigern und damit mehr Wirtschaftswachstum in die Regionen bringen.

Spannend wird 2026

  • Wie die USA mit USMCA umgehen werden. Für Mexiko, aber auch Kanada, ist die Beziehung zu den USA essentiell – dennoch werden beide klug genug sein, die wirtschaftlichen Beziehungen aus der Einseitigkeit gegenüber den USA zu befreien
  • Wir die Wahlen in Brasilien ausgehen werden – unklar ist noch, wer als Gegenkandidat zu Lula in Betracht kommt. Es bestehen Bedenken dahingehend, dass Lula kostspielige Wahlgeschenke aussprechen wird, die sein Wiederwahl sichern sollen aber das Land langfristig stärker unter Druck bringen würde

Diese politischen Grundfaktoren werden in der Lage sein, einiges an Lärm zu erzeugen, ich gehe aber davon aus, dass die Fundamentals darüber hinaus tragend sein werden dafür, dass die Währungen der Emerging Markets bis zum Ende des Jahrzehnts (unterbrochen vielleicht von einem Risk-Off 2027) zu mehr Stärke neigen werden – insbesondere gegenüber dem USD.

Keine großen Wellen bis zum Jahresende

Ich rechne bis Jahresende mit eher ruhiger Kursentwicklung für EM-Währungen. Zum Euro könnten sie bei USD-Schwäche unter Druck geraten. Dabei rechne ich auch in EUR/USD nicht mit sehr starken Ausschlägen. Präsident Trump kommt allerdings an vielen Fronten simultan unter Druck. Ob es Epstein Files sind, das Abblitzen bei Gericht in der Verfolgung des ehemaligen FBI-Chefs oder vermutlich die Niederlage über die Zollpolitik, die er verfolgt. All das kann und dürfte den USD schwächen.

Auch ein „Gewinn“ Trumps im Bereich des Erreichens eines Friedens für die Ukraine dürfte sich als Belastung für den USD herausstellen. Die Europäische Union und hier vor allem Deutschland und Österreich und seine Unternehmen hätten am meisten zu gewinnen, wenn es zum Frieden kommt.

Wenn alle Seiten schlau sind (wären) würde Russland sehr bald wirtschaftlich mit der EU verbunden. Nichts reduziert Kriegswahrscheinlichkeit mehr als wirtschaftliche Verbundenheit.

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