Für Emerging Markets sind Zeiten relativer Schwäche des USD in aller Regel Zeiten, in denen sie Wertzuwächse erfahren. In den letzten 18 Monaten wirkte belastend, dass die FED die Zinsen nicht deutlich gesenkt hat, wie dies in Europa oder Asien zu beobachten gewesen war, wo die Inflationsraten deutlicher sanken als in den USA.
Emerging Market Notenbanken wie Brasilien sahen sich in dieser Zeit genötigt, die Zinsen sogar zu erhöhen, auch weil die Inflation sogar sank. Brasilien verfügt heute über einen der höchsten Realzinssätze global, was die Währung nicht nur gut stabilisierte. Jetzt, da die US-Zinsen zumindest zu sinken beginnen, ermöglicht dies auch Raum für Zinssenkungen in Lateinamerika und in Emerging Markets generell.
Bleibt die Inflation in den USA hoch, ändert dies nichts am Trend festerer EM-Kurse
Wir haben im Ganzen in den Volkswirtschaften des Westens extreme Verhältnisse erreicht, wo sich viele Marktteilnehmer – zurecht – die Frage stellen, wie es um die Schuldentragfähigkeit bestellt ist. Viele Emerging Markets haben sich in den letzten 15 Jahren in ihren Fundamentals deutlich verbessert, jedenfalls in Relation zu den deutlich verschlechterten Verhältnissen bei Entwickelten Märkten (USA, Frankreich, UK, Kanada).
Es ist zu früh, festzustellen, dass schon viele Marktteilnehmer erkannt haben, dass es hinkünftig um die Beurteilung relativer Sicherheit gehen wird, eher als um scheinbar absolute Sicherheit.
Der „geopolitische Fleckerlteppich“ wird gravierende Folgen für das Denken und Handeln international agierender Kapitalinvestoren sein.
Ich rechne mit einem graduellen Umdenken internationaler Investoren und mit einer breiteren Asset Allocation als wir diese in den letzten Jahren beobachten konnten.
Die Kapitalkonzentration in den USA hat einen Höhepunkt erreicht
Heute sind absurd hohe Werte erreicht (> 70% Anteil der US-Börsen an der internationalen Aktienmarktgewichtung). Man muss schon Voll-Ignorant und ideologisch verblendet sein, wenn man dies heute nicht erkennt. Für internationale Kapital-Allokatoren gibt es letztlich keine Möglichkeit ignorant zu sein und zu bleiben und Ideologie schützt nicht vor der Realität. Es ist heute schon konkret festzumachen, dass es Erkenntnis gibt. Die Groß-Anleger verweigern den Notenbanken zunehmend die Gefolgschaft und kaufen keine langen Laufzeiten von Staatsschulden mehr, obwohl die Notenbanken die Zinsen am kurzen Ende senken. Vor drei Jahren erlitten Groß-Investoren Verluste von bis zu 50% auf 30-jährige Anleihen, nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Verluste dieser Größenordnung werfen Fragen auf. Haben die verantwortlichen Akteure professionell oder blauäugig agiert. Ich wäre gerne ein Mäuschen in manchen Anlageausschüssen gewesen, um zu registrieren, wie dort wohl die Fetzen flogen. Ich bezweifle, dass es zu wüsten Beschimpfungen kam, immerhin haben „alle“ geirrt (die meine Bücher nicht gelesen haben). Aber die Reaktion auf massive Verluste ist in der Regel, die Verweigerung, solche Risiken einzugehen, wenn die Aussicht auf weitere Verluste auch nur vage denkbar ist.
Die Aussicht auf fortgesetztes Wirtschaftswachstum setzt langfristige Zinsen im Westen unter Druck
Es ist nicht absehbar, dass die globale Konjunktur 2026 einen Einbruch erleidet. Die massiven Schuldenausweitungen in den USA und Europa werden „positiv auf die Konjunktur wirken“. Damit bleibt die Inflation, zumindest in den USA bei über 3% und langfristige Zinsen sollten 1.5% -2% Puffer bieten. Damit steht zu erwarten, dass 30-jährige Zinsen im Westen eher steigen als sinken. Das macht Emerging Markt Anleihen in Lokalwährung interessant, weil dort so lange Laufzeiten nicht bestehen (zu riskant), für Laufzeiten von 3 – 8 Jahren durch enorm hohe Realrenditen aber hohe Gewinne absehbar sind, wenn die Notenbanken den Raum für Zinssenkungen nutzen. Dies wird EM-Anleihen-Zinsen senken und Anleihenkurse steigen lassen. Das führt in der Folge zu mehr Nachfrage nach den Währungen und steigende Fx-Kurse – vor allem vs. USD.




