Angesichts laufender Gespräche mit Kanada ist es irritierend, dass Trump zuletzt verkündete ab 1.8.2025 einen Zollsatz von 35% verhängen zu wollen. Kanada ist Nachbar und wichtiger Handelspartner. Die Vorgehensweise Trumps soll wohl den Druck auf Kanada in den Verhandlungen deutlich erhöhen.
Wie man an der Rücknahme der Digitalsteuer in Kanada sehen kann, wirkt Druck. Trump will den besten Deal für die USA und den kann es nun zulasten Kanadas geben.
Ich persönlich betrachte die Situation als eine Wahl zwischen mehreren Übeln. Man kann versuchen, Trump auflaufen zu lassen, mit der Gefahr, dass er dann erst recht bissig wird. Oder man kann ihm gegenüber nachgeben, mit der Gefahr, dass er denkt, er kann dies als Schwäche deuten und immer wieder mit Forderungen kommen.
Ich persönlich halte den ersten Weg für klüger. Der zweite ist nichts anderes als die Einladung zu dauerhafter Erpressung, weil man die Erpressbarkeit schon unter Beweis gestellt hat.
Der USD wird mittelfristig noch deutlich schwächer
Kurzfristig ist eine technische Korrektur nicht auszuschließen. Im Ganzen aber steuert die Welt auf eine multipolare Ordnung zu, die zum einen mehr Unsicherheit mit sich bringen wird, zum anderen aber auch eine Neuorientierung vieler Staaten, wenn es darum geht, ihre Interessen zu wahren.
Der verstärkte Egoismus der USA bringt viele Staaten dazu, ihre Bündnisse und Interessen zu verlagern.
Ich halte es für gewiss, dass schon im Gang befindliche Prozesse weitergetrieben werden und zu einer Abkehr davon, Überschüsse im Außenhandel fast ausschließlich in USD anzulegen.
Wechselkursentwicklungen folgen Portfolioströmen
In den letzten 15 Jahren konnte man, ohne viel nachzudenken, nichts falsch machen, indem man sein Geld in den USA anlegte.
Der USD wurde gekauft, weil die Wertpapiere, angetrieben von hohen Fiskaldefiziten, im Wert stiegen. Auf USD-Sicherung wurde verzichtet, weil der steigende USD noch zusätzliche Rendite brachte.
Die Portfolioinvestitionen sind noch immer in den USA, der Zufluss von neuem Kapital ist aber zurückgegangen und teilweise haben Portfoliomanager begonnen, ihre Portfolios gegen weitere USD-Rückgänge zu sichern. Nur sehr vereinzelt kam es auch zu Kapitalabzügen aus den USA – vor allem durch asiatische Investoren.
Das Ausmaß an Überbewertung der amerikanischen Kapitalmärkte ist episch und übersteigt das Maß von der Jahrtausendwende noch deutlich. Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wann, bis Ausländer weniger in den USA investieren oder gar Bestände abziehen.
Das Risiko für den USD ist enorm. Was in 15 Jahren an Auslandskapital angezogen wurde, kann sehr viel schneller das Weite suchen wollen. 25% aller Staatsanleihen und rund 18% aller Aktien, liegen in ausländischer Hand. Das bedeutet bei Anleihen rund 30% des BIP bei Aktien rund 38% des BIP. Also mehr als 20 Billionen USD.
Diese Anlageeutrophie ist ungesund und kommt eine Abschichtung in Gang, kann dies in einer Kettenreaktion eine Lawine werden.