Der Wettlauf ist eröffnet: Wer hält länger durch?

Ich habe in den letzten Jahren wiederholt darauf hingewiesen, dass es kein Wunder sei, dass die USA stärker wachse und „produktiver sei“ als vor allem Europa, weil das Kreditwachstum im Unterschied zu Europa nicht schrumpfte, sondern massiv angekurbelt wurde. Massive Schuldenausweitung hat Folgen, wie Italien und vor allem Griechenland bestätigen können. Schulden zu machen ist leicht, sie zu konsolidieren ist, insbesondere in einer Demokratie, sehr schwer umzusetzen. In Europa konnte dies in Griechenland und Italien umgesetzt werden, weil Deutschland und vor 15 Jahren auch noch Frankreich als Rückendeckung neben der EZB ausreichend für Glaubwürdigkeit gesorgt haben.

Trump erkennt Gefahr für die USA

Würden Sie ihrem Verhandlungspartner am Beginn der Verhandlungen mitteilen, dass sie sein Produkt „um jeden Preis“ erwerben müssen? Wohl kaum. Die USA sind nach der Schuldenbonanza, die während Trump 1 begann und durch Biden massiv weiter auf geblasen wurde in eine prekäre Lage gelangt. Insbesondere durch die Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden, hat sich die Lage angespannt. Die Länder des globalen Südens haben zunehmend Sorge, ebenfalls Ziel von Attacken der USA zu werden, die den USD als Weltleitwährung und Waffe nutzen. Sorgt sich ein Gläubiger, verlangt er zum einen höhere Zinsen, zum anderen überlegt er es sich zweimal seine Investitionen auch weiterhin sehr einseitig zu tätigen.

Die USA waren in den letzten 15 Jahren ein Kapitalmagnet

Die USA sind der mit Abstand größte Schuldner der Welt, bei Staats- wie bei Unternehmensanleihen. Und auch bei Aktien und sonstigem Beteiligungs kapital sind die USA als Anlagedestination führend. Mittlerweile hat die amerikanische Börse einen Anteil von mehr als 70% der globalen Börsenkapitalisierung und liegt bei >200% des US-BIP. Nachfrage nach Anlagegelegenheiten schafft USD-Nachfrage.

Portfolioinvestitionen wurden so in den letzten 15 Jahren zum Selbstläufer des US-Börsenerfolgs und der Bereitstellung von Risikokapital, das in US-Unternehmen floss. Historisch gesehen sind solche einseitigen Ströme IMMER gerissen. Und NIE in der Vergangenheit wollten Investoren dies wahrhaben, bis es zu spät war. Die Globale Finanzkrise und Europäische Schuldenkrise haben die großen internationalen Anlagemittelverwalter aber auf geschreckt und etwas wachsamer werden lassen.

Die absolute Bewertung der US-Assets hat Blasenniveau erreicht

Die US-Staatsschulden sind in ungewöhnlichem Tempo auf ein nicht nachhaltiges Niveau gestiegen. Ein direkter Default ist nicht wahrscheinlich, ein schmerzfreier Prozess zur Bewältigung ist aber undenkbar.

Die US-Börsen sind historisch sportlich bewertet. Es wird einen Auslöser geben, der diese Blase ansticht, ob das kurzfristig erfolgt oder in einigen Jahren ist nicht erkennbar. Es wird vorerst nicht passieren, soviel ist gewiss.

Gewiss ist aber auch, dass sich Schulden und hohe Börsenbewertung gegenseitig positiv befruchtet haben und den „american exceptionalism“ erst hervorgebracht haben.

Gewiss ist es auch, dass es Folgen für Anleihenverzinsung oder Börsenbewertung haben wird, wenn eine der beiden Übertreibungsblasen platzt.

2025 wird meiner Meinung nach zu einem Wendejahr

Portfolioinvestoren haben zwar in Q2&3 noch US-Aktien gekauft, sie haben aber nicht mehr darauf verzichtet, den USD als zusätzlichen Gewinnträger zu nutzen und die Währung vollständig abgesichert, weshalb der USD sich nicht mit den Börsen erholen konnte.

Die 30-jährigen Anleihenzinsen steigen global an, weil die weitere Schuldenausdehnung in den USA gewiss ist und im Rest der Welt beschleunigt, erfolgen wird (wenn auch von tieferem Niveau aus). Der Zeitpunkt für Probleme in diesem Markt rückt näher, wird aber vorerst durch Zinssenkungen am kurzen Ende verlangsamt fortschreiten.

Die Börsen werden auch im kommenden Jahr durch Neuverschuldung, Steuersenkungen und Investitionsprogramme gefördert und daher nicht nachhaltig zusammenbrechen können. Der USD wird aber schwach bleiben, wenn auch nicht mehr so dynamisch fallen.

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