Der Markt hat sein Urteil scheinbar gefällt. Der Euro fällt deutlich ab, also belastet wohl der Deal mit den USA?
Diese Lesart ist intuitiv eingängig, für mich war diese Vereinbarung mit den USA lediglich ein Auslöser für eine längst überfällige technische Korrektur.
Ja, viele europäische Produkte werden nun teurer für amerikanische Konsumenten. Das wird zuweilen zum Nachlassen der Nachfrage führen.
In vielen Bereichen aber, sind die europäischen Produkte notwendige Komponenten in der amerikanischen Produktionskette und führen so zu einer Verteuerung der in den USA produzierten Güter. In anderen Bereichen ist es nicht zu erwarten, dass hochwertige europäische Güter durch amerikanische ersetzt werden, auch weil die Klientel nicht wirklich preissensibel ist (wer will einen Ferrari durch einen Ford ersetzen)?
Klar ist auch, dass in den USA produzierte Autos etwa von Mercedes, VW oder BMW davon erst gar nicht betroffen sein werden.
Außerdem ist klar, dass dieser Deal in sich überhaupt nicht spezifisch ist. Auch die Gegengeschäfte (Energie- und Waffenkauf) sind eher Absichtserklärungen als definitive vertragliche Vereinbarungen.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die USA eher eine innenpolitische Show abziehen als tatsächlich völkerrechtlich verbindliche Abkommen anzustreben.
Dies wird insbesondere auch im Verhältnis zu China deutlich, das in einigen Bereichen echte Druckmittel gegenüber den USA hat (seltene Erden). Gerade China gegenüber ist mit deutlicher Zurückhaltung der USA zu rechnen (bis das Defizit bei strategischen Materialien massiv verringert ist).
Für Europa bedeutet das Umfeld vor allem eines:
Flucht in die Innovation
In der Nachkriegszeit kam es zu einer strukturellen Aufwertung der Deutschen Mark, die von deutschen Unternehmen dadurch bekämpft wurde, dass mit Hochdruck Produktverbesserungen gesucht, gefunden und umgesetzt wurden.
Will Europa im Konflikt zwischen den USA und China nicht untergehen, wird es bei Innovation Gas geben müssen.
Innovation ist nichts, was von Staats wegen geimpft werden kann: Innovation ist Verpflichtung der Unternehmen selbst. Ihrem Selbsterhaltungstrieb gegenüber und der Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und der Gesellschaft gegenüber.
Gerade in Zeiten von Mitarbeitermangel ist die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen wichtig. Dies gelingt aber nur, wenn die Mitarbeiter an die Strategie des Unternehmens und seine Bestandssicherheit glauben können.
Mit Einsparungen und der Festlegung von Prozessen ist es nicht getan. Alle Möglichkeiten, um die eigene Tätigkeit produktiver und sicherer zu machen sind zu nutzen.
Soweit es die technische Innovation betrifft, die zur Verbesserung der Produkte herangezogen werden kann, können Unternehmen heute auf neue Technologien und Verfahren zurückgreifen, die zum Teil die Zeit, die es braucht, Verbesserungen zu untersuchen und umzusetzen, abkürzen.
Im Finanzbereich bin ich selbst tätig dabei, Sicherungen für Materialien, Devisen und Zinsen zu entwickeln und zu optimieren.
Ich denke auch, dass man die eigene Haltung zum Umgang mit Risiken verändern muss. Prozesse, die in einem zunehmend dynamischen Umfeld daran festhalten, rigide durchgezogen zu werden, werden scheitern. Die Frage ist nur, wie schnell das Scheitern erfolgt und wie radikal es sich auswirken wird.