Ich habe in den letzten Monaten wiederholt darauf hingewiesen, dass es ungesicherte Aktieninvestitionen waren, die den USD in den letzten 15 Jahren gegen de facto steigen haben lassen.
Im Unterschied zu vielfach geäußerten Ängsten, dass Ausländer Geld aus den USA in den letzten Monaten abgezogen hätten, was ich nie verifizieren konnte, haben ausländische Investoren in den letzten 6 Monaten Rekord-Neuinvestitionen in US-Aktien vorgenommen. Neu ist dabei nur, dass diese Investitionen nicht mehr ohne USD-Sicherung vorgenommen wurden.
Die Defizite der USA bewirken USD-Schwäche auch bei starker Nachfrage von US-Assets
Handels-, Leistungs- und Kapitalbilanz der USA sind neben dem Fiskalexzess schwer defizitär. Um diese Defizite auszugleichen, braucht es den Zustrom ungesicherter Portfolioinvestitionen, um den USD konstant zu halten. Würde Geld aus US-Kapitalmärkten abfließen, ginge die milde USD-Schwäche dieses Jahres dazu über ein reißender Strom zu werden.
Die gute Nachricht: Es sieht kurzfristig nicht danach aus, dass Kapital aus den USA abgezogen werden könnte.
Die schlechte Nachricht: Es wird nicht ausbleiben, dass es zu Absetzbewegungen kommt, aber erst dann, wenn die Börsenblase in den USA platzt, die soeben in absurde Niveaus aufgebläht wird.
Ich habe in dieser Ausgabe und fortgesetzt in der kommenden Mittmonatsausgabe reichlich Chart-Material gesammelt, die meine aktuell noch positive Einschätzung unterstreichen, aber auch die Ausweglosigkeit meiner längerfristigen Skepsis unterstreichen.
Sie haben es in der Hand, ihr längerfristiges Risiko zu reduzieren, seien Sie nicht säumig es zu tun, ansonsten sie zocken.
Die finanziellen Bedingungen in den USA und global deuten auf Wachstum
Die USA haben in den letzten 4 Jahren trotz vergleichsweiser hoher Zinsen keine Belastung der freien Liquidität erlebt. Die Unternehmen waren von den Zinserhöhungen nur wenig betroffen, weil sie in der Niedrigzinsphase langfristige Zinsbindungen eingegangen sind, die erst in den kommenden 2-4 Jahren verlängert werden müssen. Die aktuelle Zinssenkungsaussicht schafft bei Rekordbarbeständen eine Möglichkeit dazu. Zudem ist die Gewinnlage vieler amerikanischer Unternehmen ganz ausgezeichnet, sodass die Bedienung der Verbindlichkeiten auch bei höheren Zinsen nicht gefährdet ist.
Die gute Laune der Konsumenten hängt heute in gefährlichem Ausmaß von der Stärke der Börsen ab. Die gute Lage der Börsen hängt aber auch immer mehr vom unverbrüchlichen Glauben ab, dass die USA für alle Ewigkeit der interessanteste Kapitalmarkt bleibt und es Sinn macht, 70% der freien Welt-Liquidität in US-Aktien zu investieren. Bei 25% Anteil am Welt-BIP. Daran zu glauben ist grober Unfug. Aber die Party läuft noch. Damit ist zwar ein Knacks im System erkennbar, die ungesicherte Investition in US-Aktien ist vorbei. Asien und Europa werden als Investitionsziele interessanter. Wird das von einer größeren Zahl von Investoren erkannt und von der Erkenntnis begleitet, dass der AI-Hype ähnlich der Internetblase zu Miss-Allokation von Kapital führt, ohne gigantische Erträge zu generieren (und danach sieht es heute aus), wird auch eine bedeutende Absetzbewegung von Anlagekapital erfolgen. Es ist keine Frage, ob dies geschehen wird, sondern wann genau und wie schnell es passieren wird. Der Anteil der US-Börsen am weltweit in Aktien investierten Kapital ist so hoch wie nie. Eine Normalisierung wird eintreten. Die sehr hohe Bewertung der US-Börsen wird korrigiert werden und es wird nicht schmerzfrei erfolgen.
Davor aber werden wir im kommenden Jahr sehr wahrscheinlich noch einen Höhenflug erleben, wenn die Auswirkungen der Steuerreform in den USA, begleitet von tieferen Zinsen zum Tragen kommen wird und auch in Europa Investitionsprogramme umgesetzt werden.
 
					




