Vor einigen Wochen brachte das Treffen Putin – Trump die Hoffnung mit sich, dass der Krieg in der Ukraine sich beenden ließe. Ich bin noch nicht ganz hoffnungslos, die Entwicklungen der letzten Woche deuten aber darauf hin, dass es nicht schnell gehen wird und es besteht auch die Gefahr einer Eskalation (!Trump sagte, es sei möglich, dass die USA unterstützende Aufklärung mit US-Flugzeugen durchführen könnte). Auch Europa hat sich im Ton gegenüber den USA hart gezeigt. Polen ist einer der Fürsprecher einer harten Linie gegen Russland, das es als größte Bedrohung für die staatliche Integrität Polens sieht.
Ein Ende des Krieges würde einen starken positiven Wirtschaftsimpuls in den CEE aber auch in Russland nach sich ziehen. Dieses Kriegsende ist für mich nur denkbar, wenn Russland die Rückkehr zur Friedenswirtschaft ermöglicht wird. Ich denke, das ist das Ziel der Initiative Trumps (amerikanische Ölunternehmen verhandeln seit Jänner über die Rückkehr in ihre Beteiligungen in Russland!).
Wirtschaftswachstum in den CEE ansprechend in HJ1
Die Wirtschaftsdaten werden monatlich gesammelt und quartalsweise im Nachhinein aggregiert veröffentlicht. Es ist davon auszugehen, dass die Zölle der USA die wirtschaftliche Aktivität in Europa belasten werden, wenn das Wachstum auch bislang positiv überraschte, ist eine Verlangsamung der Konjunktur wahrscheinlich.
Weil dies Europa als Ganzes trifft, ist es unwahrscheinlich, dass die Währungen der CEE zum Euro dadurch leiden würden. Klar ist, dass die CEE-Währungen einen positiven Impuls durch einen Frieden in der Ukraine erhielten und dass deren Initiativen zur Aufrüstung das Wirtschaftswachstum für einige Zeit beflügeln wird. Polen und Tschechien haben dabei auch eine niedrige Staatsverschuldung als Grundlage, die diese Aufrüstungsbemühungen auch ohne weiteres zulassen würde.
Inflation in der Türkei geht nach wie vor zurück
Eine der wichtigsten Veränderungen im Eurasia-Raum ist die Verbesserung der grundlegenden Rahmenbedingungen der Wirtschaft in der Türkei.
Ich habe vor 5 Jahren vor einem Währungskollaps gewarnt und empfohlen, die Zinsen der TRY bei 9% für drei Jahre abzusichern. Ich ging damals von stark steigenden Zinsen (erreichten 100%) und einer wesentlich schwächeren TRY aus. Keine Bank sah dies voraus, kein Industrieunternehmen befolgte meinen Rat. Das ist bedauerlich, weil diese Untätigkeit Millionen gekostet hat und dabei damals billig zu erwerben war. Die Inflationsrate befand sich Post-Corona in der Türkei schon früh um Anstieg und lag schon deutlich über der Verzinsung der TRY. Erdogan zeigte schon absurde wirtschaftspolitische Ansichten, woraus für mich schwerwiegende Verwerfungen nach einer langen Zeit der relativen Ruhe wahrscheinlich wurden. Zugegeben: Über die Zukunft nachzudenken, ist eine ungewisse Handlung, in die Zukunft unbedacht und ungesichert zu arbeiten ist in manchen Situationen eine unnötige Zockerei, vor allem, wenn es faktische Grundlagen gibt, die zur Vorsicht mahnen.
Ich erzähle dies, weil es heute umgekehrt bewertet wird. Bankanalysten schreiben unisono, dass die Lira so schwach war, wie sie bleiben wird. Sie verkennen aber mehrere Dinge:
- Die Lebensmittelinflation, die bei über 100% war, liegt aktuell bei 27%
- Die Inflationsrate in der Türkei sank zuletzt auf 33%, die Kerninflation auf 34%
- Die Zinsen in der Türkei liegen bei 43%, die Lira zahlt aktuell +10% Realrendite
- Das Wirtschaftswachstum stieg zuletzt wieder auf 4% real an und die Einzelhandelsumsätze steigen – nur noch knapp – zweistellig.
Ich erwarte, dass die Abwertung der Lira zum USD im 2. Halbjahr endet und zum Euro nur noch bei ausgeprägter USD-Schwäche eine Fortsetzung findet. Die oben genannten Voraussetzungen sind attraktiv für Portfolioinvestoren.